Das Wintermädchen


Nachdem ich erfahren hatte, dass ich schwanger bin, hatten wir uns ziemlich schnell für das Geburtshaus entschieden. Wir wünschten uns eine natürliche, solide Geburt im Kreise von Geburtsprofis wie dem Hebammen-Team des Geburtshauses. Diese Entscheidung sollte für unser Wintermädchen und uns den perfekten Start bedeuten.

Schon während der Vorsorgeuntersuchungen fühlte ich mich im Geburtshaus sehr gut aufgehoben. Mir wurde erst währenddessen klar, dass das Hebammen-Team so viel mehr leistete als die reine Vorsorge: Nicht nur auf meine physische Verfassung wurde eingegangen, sondern auch auf mein geistiges Wohlbefinden, das maßgeblichen Einfluss auf mein ungebornes Kind hatte. Ich fühlte mich von Termin zu Termin wohler und heimischer. Im Hinblick auf die Geburt trug auch dieser Aspekt dazu bei, dass ich vollkommen vertrauen und mich fallen lassen konnte.

Am 17.11.2018 – dem ersten richtig winterlichen Tag dieses Jahres – machte sich unser Wintermädchen schließlich auf den Weg. Es arbeitete in mir und dank einem Kontrolltermin am Vormittag desselben Tages wussten wir, dass das Ziehen und die Kontraktionen noch keine richtigen Wehen waren. Aber es arbeitete und deshalb warteten wir bis es nicht mehr ging und trafen uns am Abend bei sanftem Licht und Kerzenschein mit zwei Hebammen des Geburtshauses und einer Hebamme im außerklinischen Praktikum. Alles hatte einen sehr festlichen und andächtigen Charakter, als wir am Geburtshaus in Empfang genommen wurden. Wir wählten das blaue Zimmer für die Geburt aus und bei einer ersten kurzen Untersuchung wurde mir glücklicherweise bestätigt, dass der Muttermund bereits sehr weit geöffnet war. Die Hebammen unterstützten mit Tipps, in welcher Position die nächsten Wehen veratmet werden sollten, damit das Wintermädchen tiefer in das Becken rutschen konnte. Zeitweilen ließen sie mich und meinen Mann aber auch unsere letzten und sehr besonderen Augenblicke in Zweisamkeit in Ruhe erleben. Dabei gaben uns stets der entspannte Klang ihrer Gespräche aus der Kaffeeküche jederzeit das Gefühl, dass alles in bester Ordnung sei und dass sofort jemand erreichbar wäre, falls wir es wünschten, oder es notwendig würde. Nach ein paar Wehen auf der linken und rechten Seite liegend wurde die Geburt konkreter und leise und unauffällig wurden durch die Hebammen Vorbereitungen getroffen. Erneut leiteten sie mich wunderbar an, verschiedene Geburtspositionen auszuprobieren, die Energie der Atmung und der Muskulatur über Zug an Tüchern nach unten zu schicken. Obwohl die Wehen kurz und knackig waren und ich befürchtete, dass die Wehen zu kurz wären, als das ich mein kleines Wintermädchen herausbekommen könnte, hätten mich die Hebammen nicht besser mit meiner Sorge auffangen können und schenkten mir mit ihren Worten neue Motivation und Energie.

Ich spürte keinen Schmerz, nur einen wahnsinnigen Druck und genau als wir die Position ausprobierten, von der ich nie gedacht hätte das ich so gebären würde, erblickte das Wintermädchen Nika das Licht der Welt. Zu diesem Zeitpunkt waren wir nur vier Stunden im Geburtshaus und selbst verwundert, dass es nun endlich soweit war. Ich durfte mein kleines Mädchen selbst als Erstes aufnehmen. Da lag unser kleines Wunder, wach, ruhig und aufmerksam auf meiner Brust, und die Nabelschnur pulsierte Herzschlag für Herzschlag aus. Die Zeit stand während dieses gewaltigen und ehrfürchtigen Momentes vor dem Leben still und ich legte mein kleines Kind an und sang ihr etwas vor. Wir wurden als Familie würdevoll und gleichzeitig behütet kurz alleine gelassen.

Die Hebammen kehrten nach einer Weile langsam wieder in das Geburtszimmer zurück, Steffen durfte die Nabelschnur durchtrennen und die Geburt wurde mit der Nachgeburt abgeschlossen. Das kleine Wunder wurde von den Hebammen gewogen und vermessen und wir zogen vom Geburtszimmer in das Nachsorgezimmer um, während die Hebammen mit den Aufräumarbeiten begonnen. Uns wurde Suppe mit Brot und Tee gebracht, die beste Hühnersuppe meines Lebens! Nika lag bei Steffen auf der Brust und schlief und wir bewunderten einfach nur was der Himmel uns da anvertraut hatte. Etwa drei Stunden nach der Geburt halfen uns die Hebammen das kleine Wintermädchen warm anzuziehen und für die Heimreise vorzubereiten. Am nächsten Morgen begann die Nachsorge mit dem Hebammen-Team des Geburtshauses. Wir schwelgten in Dankbarkeit für dieses wunderschöne Geburtserlebnis und auch während der gesamten Nachsorge fühlten wir uns weiterhin aller bestens aufgehoben.

Letztlich hätten wir uns die Geburt unserer Tochter nicht schöner ausmalen können. Und dieses unbeschreibliche Erlebnis hat nur durch das herausragende Hebammen-Team des Geburtshauses zustande kommen können, bei dem ich einfach vollkommen vertrauen und los lassen konnte. Uns als Familie wurden Zeit und Würde, sowie Motivation und Respekt vor dieser Feier des Lebens geschenkt. Ich könnte wahrscheinlich nie die nötigen Worte finden mich zu bedanken, ich versuche es trotzdem: Ihr seid großartig und macht einen unersetzlichen und ehrwürdigen Job!

 

Pia und Steffen mit Nika