Meine erste Geburt von Johan war bis auf das Ergebnis eine Katastrophe- obwohl wir extra in ein kleines familiäres Krankenhaus gegangen sind mit hebammengeführtem Kreißsaal wurde ich gefühlt nicht richtig unterstützt und angeleitet – so kam es zu einem Geburtsstillstand und mein Sohn musste per Zange geholt werden – und auch das Stillen danach klappte durch falsche Anleitungen und „Verpassen“ von Stillhütchen kaum. Ich habe mir mühsam erkämpft, dass ich meinen Sohn zu 2/3 stillen konnte.
An der Geburt hatte ich psychisch zu knabbern, weil ich dachte ich es hätte es nicht selbst geschafft und war traurig, dass mein Kind so eine schwere Geburt mitgemacht hat – so wuchs der Wunsch es beim nächsten Kind im Geburtshaus zu versuchen. Als ich dann wieder schwanger wurde, kamen aber doch Ängste hoch dass ich es nicht schaffen könnte und was wenn es wieder so laufen würde. Ich legte das Thema erstmal beiseite. Im September nahm ich an einem Geburtsvorbereitungskurs im Geburtshaus teil – mein Entbindungstermin war Mitte November. Bea erklärte auch wie es zu Komplikationen bei der Geburt kommen kann durch die sogenannte „Interventionskaskade“, ein Ablauf der durch erste Eingriffe in die Geburt meist zwangsläufig zu noch schwerwiegenderen Eingriffen führen muss. Plötzlich verstand ich was alles schief gelaufen war bei Johans Geburt. Das wollte ich auf keinen Fall nochmal mitmachen und fragte Bea Ende September, ob vielleicht noch ein Platz frei wäre und ich zu einem unverbindlichen Gespräch kommen könnte. Alles passte und damit es gut klappen konnte, hat das Geburtshaus und alle Hebammen es möglich gemacht, dass wir im November noch kommen konnten. Ich lernte in der kurzen Zeit noch alle Hebammen kennen und hatte noch alle wichtigen Beratungen. Das war toll – so viel Aufklärung und persönliches Kennenlernen bekommt man im Krankenhaus niemals.
Als es dann losging kam Bea nachts zum Geburtshaus um uns zu treffen, obwohl es erst leichte Wehen waren. Aber anstatt mich einfach genervt nach Hause zu schicken und mir das Gefühl zu geben viel zu früh gekommen zu sein, wurde ich ernst genommen und mir wurde Mut zu gesprochen – trotz der Uhrzeit! Wir gingen dann erstmal nach Hause. Am nächsten Tag rief Bea mich mittags an, ob alles ok ist und ob ich nicht doch nochmal kommen wollte. Um 15:00 waren wir da und es hatte sich immer noch nichts getan – immer noch war der Muttermund erst bei 2-3cm Öffnung… aber es gab Tee & Rosinenbrot & liebe Worte, da ich etwas den Mut verlor – es schien wie bei meiner ersten Geburt eine sehr lange Latenz, also erste Phase zu werden. Wieder sind wir erstmal nach Hause. Allerdings kamen wir um 17:30 wieder zurück und um 18:59 ist unser kleiner Anton mit Hilfe von Marie & Bea geboren – ganz ohne Probleme und auch das Stillen klappt jetzt immer noch reibungslos.
Die Geburt von Anton haben wir im Geburtshaus erlebt und es war so schön wie ich mir eine Geburt vorgestellt habe. Zwei Hebammen -Marie & Bea – waren die ganze Zeit zu unserer Unterstützung da, haben mir Positionen vorgeschlagen und eine beruhigende, sichere, motivierende und vor allem normale Atmosphäre verbreitet. Mein Kind wurde mir direkt in den Arm gelegt und zwei Stunden hatten wir unsere vollkommene Ruhe in einem gemütlichen Zimmer bis es an die U1 und das Nähen kleiner Geburtsverletzungen ging. Nach den notwendigen Kontrollen und einer kleinen Stärkung konnten wir nach 3 Stunden nach Hause zu unserem anderen Sohn, auf den meine Mutter gerade aufpasste. So konnten wir dann alle zusammen zu viert die Nacht zu Hause verbringen. Wunderschön.
Ich glaube was man bei einer Geburt am meisten braucht ist die positive Unterstützung, die ich im Geburtshaus erfahren durfte. Ich würde es immer, immer wieder machen und bin dem ganzen Team für ihre unersetzliche Arbeit sehr dankbar. Ich wünschte auch, dass unsere Gesellschaft Geburten im Geburtshaus für selbstverständlicher nehmen würde und dass zutrauen vermittelt wird dies auch bei der ersten Geburt schaffen zu können. Auf jeden Fall bin ich immer noch ein bisschen traurig, dass ich bei Johan dieses Vertrauen noch nicht hatte und es dadurch für uns eine schwerere Geburt war, aber dankbar dass ich mit Anton dann eine ziemlich perfekte Geburt im Geburtshaus erleben konnte. Johan als Erstgeborener hat andere Vorzüge bekommen 😉
Mama von Johan und Anton