13 Okt, 2021
Meine ersten beiden Kinder habe ich im Krankenhaus bekommen. Ich hatte keine Angst aber doch deutlich Respekt vor der ersten Geburt und wollte für alle Falle lieber im Krankenhaus gebären. Damals hat das Krankenhaus mir das Gefühl von Sicherheit gegeben. Beide Geburten verliefen ohne Komplikationen. Es waren existentielle Erfahrungen an deren Ende ich erschöpft und glücklich war.
Bei beiden Geburten sind jedoch Dinge geschehen, die mich noch länger beschäftigt und belastet haben. Als ich das dritte Mal schwanger war wurde mir langsam klar, dass nicht die Geburt als solches das war, woran ich mit etwas Sorge dachte, sondern die Nebeneffekte einer Geburt im Krankenhaus. Ein unangekündigter Kristeller-Handgriff kurz nach einem unangekündigten und plötzlichen Dammschnitt und Nächte und Stunden im Krankenhausflur, weil noch kein Bett frei war oder mein Bett schon weitervergeben war, meine Abschlussuntersuchung aber Stunden auf sich warten ließ.
Nach einem Gespräch mit meiner Mutter bin ich darauf aufmerksam geworden, dass Geburten auch friedlich und schön sein können sollen, was ich eher für ein Gerücht hielt. Ich war trotzdem neugierig und begann viel zum Thema Geburt zu lesen. Ich begegnete Begriffen wie Hypnobirthing und Selbstbestimmter Geburt. Manches davon sagte mir zu und überzeugte mich, anderes nicht. Was mir aber nicht mehr aus dem Kopf ging war der Gedanke, dass Geburt bei guter Betreuung und in angenehmer Atmosphäre leichter würde. Und dass ich nicht allein war mit dem Gefühl, dass ich Fremdbestimmung, wie ich sie erlebt hatte, nicht hinnehmen muss.
In mir begann die Vorstellung bzw. der Wunsch größer zu werden, dass meine nächste Geburt an einem Ort stattfindet, an dem ich nicht das Gefühl habe schnell machen zu müssen, weil die nächsten schon in der Tür stehen oder ungefragt bestimmten Maßnahmen unterzogen zu werden, obwohl ich anwesend und wach bin. Einem Ort, an dem ich meinen Körper arbeiten lassen kann, so schnell wie er eben ist und dabei eine Hebamme an meiner Seite ist, die mich unterstützen kann und sieht, falls doch medizinische Hilfe nötig sein sollte. Es kann gut sein, dass viele diesen Ort in einem Krankenhaus finden, ich habe es aufgrund meiner Erfahrungen für unwahrscheinlich gehalten.
Der Ort nach dem ich suchte war das Geburtshaus. Einige Zeit schwankte ich, da ich nicht sicher war, ob mein Bedürfnis nach Sicherheit dort erfüllt würde. Ich habe viel nachgedacht und gelesen und bin inzwischen auch zu der Überzeugung gelangt, dass Sicherheit durch gute Hebammen-Betreuung und die Möglichkeit der zügigen Verlegung gegeben ist. Nicht durch ein CTG. Nachdem ich mir nun sicher war, dass ich gerne im Geburtshaus gebären will, habe ich mit meinem Mann darüber gesprochen, der mich in meiner Entscheidung unterstütz hat: „Du musst da durch und das schaffen, dann suchst du auch den Ort aus.“. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.
Ich fühlte mich sicher und war froh einen Platz im Geburtshaus bekommen zu haben. Die Schwangerschaft verlief normal. In der 35. Woche hat mich dann ein positiver Streptokokken-Abstrich etwas aus der Bahn geworfen. Den Abstrich hat meine Frauenärztin gemacht, ohne mich zu fragen oder über mögliche Konsequenzen zu informieren. Ihrer Auffassung nach schloss das Ergebnis eine Geburt im Geburtshaus aus, da ich eine Antibiose unter der Geburt über einen Tropf bekommen müsse. Das geht im Geburtshaus nicht. Ich war sehr traurig und verunsichert. Auch hierzu habe ich in den kommenden Tagen sehr viel gelesen. Da ich Biologin bin auch Studien und Artikel aus Fachzeitschriften. Außerdem habe ich meine Kinderärztin dazu befragt, deren Meinung ich sehr schätze. Weil die Einschätzung der Hebammen im Geburtshaus, der Kinderärztin und die ganzer Länder (z.B. GB) ist, dass auch eine Antibiose Risiken birgt und man ohne Symptome und Risikofaktoren wie Fieber und vorzeitigen Blasensprung keine prophylaktisch Antibiose geben sollte, habe ich entschieden auf die Antibiose zu verzichten und trotzdem im Geburtshaus zu gebären. Durch die Hebammen im Geburtshaus sind mir Zäpfchen gegen Streptokokken empfohlen worden. Außerdem habe ich meine Ernährung umgestellt. Woran es auch immer gelegen hat, war ein zweiter Abstrich zwei Wochen später negativ. Es ist bei Streptokokken so, dass die Infektionen kommen und gehen können. Deshalb ist der Test auch nur begrenzt aussagekräftig.
Die Vorsorgeuntersuchungen im Geburtshaus waren angenehm, ich konnte alle Hebammen und die Räume kennenlernen. Dass das Kind mit so analogen Methoden wie dem Tasten und dem Hörrohr untersucht wird, hat neben dem Ultraschall bei der Frauenärztin die Bindung zum Kind auf eine sehr schöne Weise ergänzt und begreiflicher gemacht.
An dem Abend, an dem sich die Geburt ankündigte, erreichte ich Bea sofort und verabredete noch etwas zu Hause zu bleiben. Als wir später ankamen war der Raum schon vorbereitet, das Licht war schön und nicht zu hell. Nach einer kurzen Untersuchung hat Bea sich zurückgezogen, um mir Zeit und Raum für meine Wehen zu geben, war aber jederzeit für mich ansprechbar. Als die Geburt an Fahrt aufnahm hat Bea mir angeboten in die Wanne zu gehen, was ich gerne ausprobierte. Es tat gut und so blieb ich und es wurde eine schöne Wassergeburt. Anschließend konnten wir mit unserem Sohn in aller Ruhe ankommen, hatten Zeit und wurden alle drei wirklich liebevoll versorgt.
Beas Begleitung und die ganze Umgebung im Geburtshaus war wie ich es mir erhofft hatte: Ein Raum zum gebären mit einer Hebammen-Betreuung, die mir und meinem Mann Sicherheit gab. Dafür sind wir sehr dankbar.
Barbara
Von Vater (paranoid) zu Vater:
13 Okt, 2021
Ich habe mich sehr gut versorgt gefühlt, sowohl medizinisch als auch sozial.
Wir sind nachts angekommen und konnten uns erstmal im Zimmer einrichten ohne gleich (wie im Krankenhaus) irgendwelche Dokumente auszufüllen, Fragen zu beantworten oder erstmal auf dem Gang noch 1-2 Stunden Spazieren gehen zu müssen.
Ich hatte zu Beginn die Bedenken was denn sein würde, wenn das Kind oder meine Frau irgendwie medizinisch versorgt werden müssten. Diese Sorge wurde mir mit zwei Aussagen genommen:
- „Es befinden sich drei Krankenhäuser in 5min Reichweite. Die kennen uns und kümmern sich gut um die Frauen, die von uns verlegt werden.“
- „Ich bin (lass mich lügen) 50 Jahre alt und mache seit meiner Ausbildung als Hebamme nichts anderes als Geburten. Ob im Krankenhaus mit einem Arzt oder hier bei uns im Geburtshaus“.
Diese beiden Aussagen haben mir komplett die Angst genommen, denn mal ehrlich: Ich gebe meine Frau (und mein Kind!!!) lieber in die Hände einer übervorsichtigen Hebamme (denn davon hängt Ihr Ruf ab) als an irgendeinen Arzt, den ich nicht kenne, der gerade Dienst hat im Krankenhaus und ich von dem ich keine Ahnung habe wie ausgeschlafen er ist.
Die üblichen Floskeln, dass alle nett zu mir waren und dass es wirklich schöne Zimmer sind, spar ich mir einfach mal, dafür könnt ihr die anderen Erfahrungsberichte lesen 😉