Wenn wir in einer Welt die von Liebe und Frieden bestimmt ist leben möchten, müssen wir friedlich und frei geboren werden. Diese Erkenntnis begleitet mich schon eine ganze Weile. Und auch, dass wir unsere Entscheidungen möglichst aus Liebe treffen sollten und nicht aus Angst. So war es für mich klar, dass, wenn ich ein Kind gebären würde, es in einem Geburtshaus tun möchte. Es ist für mich so wichtig, dass wir als Frauen in unsere Kraft zurückkehren und dazu gehört ganz besonders die Fähigkeit selbstbestimmt zu gebären.
Meine Wehen begannen Freitagnacht um 23:30 Uhr. Vorher hatte ich bemerkt, dass immer wieder ein klein wenig Flüssigkeit austrat. ich war mir nicht sicher, ob dies nun Fruchtwasser war, oder nicht. Ich war aber sehr froh, im Geburtsvorbereitungskurs von dem sogenannten hohen Blasensprung gehört zu haben. Telefonate mit Hebamme Kathrin halfen mir, Klarheit zu bekommen. Sie sagte mir auch, wann ich mich noch mal melden sollte. Ehrlich gesagt hoffte ich, dass, auch wenn die Fruchtblase schon begann sich allmählich zu leeren, mir trotzdem noch ein paar Tage bleiben würden, bis die Wehen richtig losgehen würden. Wir waren erst wenige Wochen zuvor umgezogen und hatten noch täglich mit renovieren und einrichten zu tun. Die Steuererklärung wollte ich auch noch gern erledigen. Diese ganzen Umstände waren nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte, aber ich musste das Beste daraus machen. Mein Mann und ich waren sehr müde, wir hatten gerade erst eine halbe Stunde geschlafen als die erste Wehe kam. Wir hatten, auch den Empfehlungen der Hebammen folgend, beschlossen, möglichst lange zu Hause zu bleiben. Ich vertraute auch auf das, was wir im Kurs gelernt hatten: Die Frau wird spüren, ab wann sie die Begleitung von den Hebammen benötigt und wann es Zeit wird loszufahren. Die Wehen kamen regelmäßig und gleich stark. Erst alle 15 Minuten, im Laufe der Nacht in immer kürzeren Abständen. Ich hatte ein Atem- und Visualisierungs-/Meditationstechniken erlernt, die mir halfen die Wehen als Wellen mit denen ich mitgehen konnte zu erleben. Nicht als Schmerz, dem ich unterliege. Mein Mann hat mich die ganze Nacht begleitet. Ich musste sehr oft zur Toilette und mich auch einige Male übergeben. In diesen Momenten war es natürlich vorbei mit der Konzentration auf die Atemtechnik. Ich habe mich aber immer wieder darauf einlassen können. Ohne die Unterstützung meines Mannes hätte ich es nicht so gut machen können. Er gab mir den nötigen Halt und war mein Ruhepol während des gesamten Geburtsverlaufs. Gegen 07:00 Uhr hätte ich das Gefühl nun ins Geburtshaus zu fahren. Angekommen im Geburtshaus war ich so froh endlich in die Badewanne gehen zu können. Kathrin sagte mir, dass der Muttermund schon auf 7,5 cm geöffnet sei. Das war eine Botschaft, die mich sehr freute und die mir half, weiter zuversichtlich zu bleiben. Die restliche Zeit bis zur vollständigen Eröffnung verlief angenehm und sehr schnell. Wir hatten unsere ausgewählte Musik und die Gewissheit, dass die nebenan die Hebammen waren. Der Übergang in die nächste Phase war tatsächlich nicht so schon. Ich fühlte mich plötzlich unsicher, ohne genau zu verstehen, warum. Ich hatte ein bisschen Vertrauen verloren, obwohl es keinen offensichtlichen Grund dazu gab. Ich war nun aus der Wanne raus und an meinen Mann gelehnt oder am Seil ziehend. Die Hebammen Beatrice und Kathrin halfen mir die ganze Zeit über auch mit Worten. Es fiel mir in der Austreibungsphase schwer, mitzuschieben und ich fühlte mich körperlich müde. Alle motivierten mich und halfen mir, durch diese für mich schwierigste Phase der Geburt zu kommen. Ich wurde ermuntert mich mehr zu bewegen, mal aufzustehen und im Vierfüßlerstand das Becken zu kreisen. Es kam mir sehr seltsam vor das zu tun, mit dem Wissen, dass das Kind im Geburtskanal war, aber es half! Dann dauerte es nicht mehr lange bis der Kopf zu sehen war. Ich kniete, das Seil haltend, als Samuel vollständig geboren wurde. Es dauerte ein paar Minuten, bis er munter wurde. Wir blieben noch einige Stunden im Geburtshaus, da Samuel nicht sofort die Brust nahm. Ich war unendlich dankbar. Dieses Gefühl war so tief und intensiv und so in der Form neu. Ich war den Hebammen dankbar, meinem Mann, den Geburtshelfern, allen die mich auf die Geburt vorbereitet und während der Schwangerschaft begleitet haben. Ich war dankbar für Samuel und für die helfenden himmlischen Wesen. Ich war dankbar für mich selbst, mein Herz und meiner inneren Stimme, der ich gefolgt war.