Kommentar zur Externatszeit von WeHe Larissa:


Schon vor dem Start meiner Ausbildung wusste ich, dass es Teil dieser sein wird, die außerklinische
Hebammenarbeit kennenzulernen. Je mehr Erfahrungen ich in der klinischen Geburtshilfe sammelte,
desto größer wurde meine Vorfreude auf diesen Perspektivwechsel. Es mengte sich aber noch etwas
anderes hinzu: Zweifel. Kann Geburtshilfe sicher sein ohne den Klinikrahmen? So oft wie ich Zeugin
von brenzligen Situationen oder gar Notfällen geworden bin, konnte ich es mir kaum vorstellen, dass
Geburt auch ohne VE-Gerät, Kinderklinik in unmittelbarer Nähe, starke Medikation oder im Fall der
Fälle den Sectio-OP funktionieren kann. Als ich an einem Montagmorgen meinen ersten Arbeitstag
im Geburtshaus Münster begann, konnte ich es kaum glauben: Da gab es ein „Schön, dass du da
bist!“, da gab es lächelnde Gesichter und die Möglichkeit, Fragen zu stellen, einen ausführlichen
Rundgang und Augenkontakt. Alles in allem ziemlich weit weg von der anonymen Atmosphäre vieler
Kliniken. Der Augenkontakt war etwas, das mich irgendwie bewegte. Die Augen der Hebammen
waren freundlich, aber bestimmt, wohlwollend und unglaublich wach. Als ich dann die ersten
Geburten mitbegleiten durfte, wurde dieser Eindruck bestätigt: Hier arbeiten Hebammen, die den
Frauen die Hand halten und ihnen gut zusprechen, die den Geschehnissen Zeit geben und die Geburt
immer noch als natürlichen und physiologischen Prozess verstehen. Doch genau diese Hebammen
können von jetzt auf gleich in einen Modus schalten, in dem sie haarscharf und den neuesten
Evidenzen folgend, pathologische Situationen erkennen und handeln. In der Klinik wurde mir oft
vermittelt, dass eine zu „emotionale Begleitung“ meine fachliche, medizinische Handlungsfähigkeit
untergräbt. Im Geburtshaus habe ich genau das Gegenteil erlebt. Einen guten Draht zu der
Gebärenden zu haben, Zeit für diese zu haben (und nicht noch drei andere Frauen gleichzeitig zu
betreuen) und ein eingespieltes Team zu sein – das macht Geburtshilfe sicher. Und die wichtigste
aller Erkenntnisse ist für mich, dass es, um eine gute Hebamme sein, niemals die Würde einer Frau
einbüßt.
Danke Bea, Sarah, Katharina und Lara, dass ich das und noch so viel mehr bei euch lernen durfte