Wie bei so vielen Zweitgebärenden fängt die Geschichte von Konrads Geburt 3,5 Jahre vorher an, bei der Geburt seiner Schwester. Schon hier hatte mich die Idee des Geburtshauses angesprochen und ich hatte erste Gespräche geführt, aber mit der Diagnose Plazenta praevia ging ich dann in ein Krankenhaus. Kurz vor der Geburt war die Plazenta dann am richtigen Platz und ich hätte normal gebären können. Leider wurde die Geburt aufgrund vieler Faktoren (eigene Unsicherheit, Einleitung nach einseitiger Beratung der Ärztinnen, viele Störungen unter der Geburt, Interventionskaskade) zu einem für mich traumatisierenden Erlebnis an dessen Ende der Kaiserschnitt stand. Umso klarer war meine Entscheidung für das Geburtshaus, als ich mit dem zweiten Kind schwanger war.
Schon beim ersten Gespräch wurde deutlich, dass eine 49-jährige Schwangere mit Kaiserschnitt-Historie für die Hebammen im Geburtshaus keine nennenswerte Herausforderung darstellte. Von Anfang an wurde mir signalisiert, dass man mir und meinem Körper zutraut, natürlich gebären zu können. Diese Signale haben mich durch die gesamte Schwangerschaft getragen. Die Ruhe und Gelassenheit, Wertschätzung, Zutrauen und liebevolle Annahme im Geburtshaus haben für mich vom ersten Tag an alles bestimmt. Ich fühlte mich geborgen und sicher und mein Zutrauen in mich selbst wuchs. Auch die Geburtsvorbereitungskurse im Geburtshaus bestärkten mich in meinem Weg.
Besonders in der Phase des Wartens nach dem errechneten Entbindungstermin wurde ich immer wieder beruhigt und bestärkt. All dies geschah aber auch immer mit klaren Worten zu möglichen Risiken, so dass ich mich jederzeit gut informiert fühlte und selbstbestimmt mit dem Kind im Blick meine Entscheidungen treffen konnte.
An Tag 12 nach ET ging ich zur Einleitung ins Geburtshaus. Ich hatte mich wegen der schlechten Erfahrungen der ersten Geburt immer gegen eine Einleitung ausgesprochen, aber habe dann an dieser Stelle auch den Hebammen vertraut. Die Voraussetzungen für die Einleitung waren dieses Mal auch völlig anders. Und siehe da, mit einem „Termin“ konnte ich wohl besser umgehen als mit der Ungewissheit, und schon nach dem ersten von 3 Wehen-Cocktails verspürte ich die ersten Wehen. Einen zweiten habe ich dann noch getrunken, aber weitere Interventionen waren nicht mehr nötig. Mein Baby und ich waren sofort voll bei der Sache und innerhalb von ca. 5 Stunden nach der ersten Wehe kam Konrad beherzt und schwungvoll in die Welt hinaus.
Währen der gesamten Geburt war eine Hebamme und eine Hebammenschülerin bei mir. Später kam eine zweite Hebamme hinzu. Es wurde mir trotzdem nie zu voll im Geburtszimmer. Wenn ich allein sein wollte, ließen sie mich allein. Als der Mann auf sich warten ließ, hielten sie meine Hand. Als ich um eine Bauchmassage bat, wurde ich geduldig zwischen den Wehen massiert. Marie, Kathrin und Lisa halfen mir, zu atmen und mich zu bewegen. Sie hatten ein Gespür für die Situation und fragten immer wieder nach, was ich brauchte und machten Vorschläge. Trotz der Schmerzen war es eine so schöne und stimmige Atmosphäre, dass die Geburt mir eigentlich zu schnell ging. Vor den Schmerzen hatte ich am meisten Angst gehabt, zumal ich bei der ersten Geburt eine PDA hatte und daher dachte: Wie soll ich es nur ohne Schmerzmittel schaffen? Aber es war bis auf wenige Momente wirklich kein Problem für mich und darauf bin ich besonders stolz.
Besonders wertvoll war uns auch die Zeit nach der Geburt. Alles lief mit großer Ruhe ab. Wir bekamen die Zeit, die wir brauchten und wurde nicht in irgendwelche Abläufe gezwängt. Auch die Betreuung zuhause war sehr unterstützend. Bei den Themen Stillen und Gewichtszuname des Kindes hatte ich im Krankenhaus teilweise erschreckende Erfahrungen gemacht, die sich negativ auf die nächsten Monate mit meinem Kind ausgewirkt hatten. Aber mit den Hebammen Marie und Kathrin hatte ich professionelle Begleiterinnen, die uns vor allem unterstützt und bestärkt haben, den natürlichen Prozessen (wozu auch eine Gewichtsabnahme des Kindes in den ersten Lebenstagen gehört) ihren Lauf zu lassen, so dass mein Sohn ruhig und geborgen ins Leben starten konnte.
Kristina