lovis fine . lov is fine


Als ich mit unserer dritten Tochter schwanger war, waren wir gerade dabei unsere Zelte in Hamburg abzubrechen. Da Lilith und Paula in Hamburg im Geburtshaus geboren wurden, war schnell klar, dass auch das dritte Kind in einem Geburtshaus zur Welt kommen soll. Und so pendelte ich während der Schwangerschaft für die Vorsorgetermine zwischen Hamburg und Münster. Schnell fühlte ich mich heimisch in meinem „neuen“ Geburtshaus. Die offene und herzliche Atmosphäre ließ uns alle schnell Vertrauen aufbauen. Immer hatten alle genug Zeit für uns und ich fühlte mich umfassend und kompetent betreut. Die verschiedensten Gedanken, die mich umtrieben, fanden immer Gehör und wir fühlten uns ernst genommen und gut beraten für die Entscheidungen, die wir zu treffen hatten (Vitamin K, Neugeborenenscreening, etc.)

Der Sommer 2018 war ja ein sehr heißer Sommer und Lovis ließ sich Zeit. Es war einfach zu warm. Rückblickend hat sie sich schließlich den einzig kühleren Tag in dieser Hitzeperiode ausgesucht. In der Nacht zum 01. August war es schließlich soweit. Die Wehen setzten ein und ich spürte, dass es losgeht. In den frühen Morgenstunden machten wir uns auf den (65km) langen Weg nach Münster. Als wir im Geburtshaus ankamen, wurden wir bereits von Kathrin erwartet. Und obwohl ich im Geburtszimmer direkt in den 4-Füßler-Stand ging, war ich davon überzeugt, dass ich jetzt erst mal einen Geburtsstillstand haben und frühstücke werde. So war es nämlich bei Paula auch. Die Frage, ob ich untersucht werden möchte, verneinte ich also. Kathrin akzeptierte dies (ich glaube im Nachhinein, dass es eindeutig war, dass es nicht mehr lange dauern wird) und sagte, sie sei in der Küche. Kurze Zeit später bat ich meinen Mann Kathrin zu holen 😉

Schließlich kam 30 Minuten später Lovis auf die Welt und so war unsere Zeit nach der Geburt im Geburtshaus viel länger als die Wehenzeit davor. Wir haben dann einfach zu dritt gefrühstückt…

Alle drei Geburtshausgeburten erfüllen mich mit einem Gefühl von großem Glück. Ich durfte erleben, dass Geburt etwas Natürliches ist. Etwas, in das ich mich als Gebärende reinfinde, wenn dafür die richtige Umgebung geschaffen wird (u. a. Ruhe, wenig Licht, wenig kognitive Entscheidungen treffen müssen). Ich durfte meine Kinder mit meiner eigenen Kraft gebären. (Das ist ein wahnsinniges Gefühl. Nach der ersten Geburt hatte ich das Gefühl, mich kann jetzt nichts mehr besiegen.) Und meine Kinder durften ihr Tempo selbst bestimmen. Immer spürte ich mich dabei von den Hebammen gewertschätzt, gesehen und gehört. Und immer wieder bin ich tief beeindruckt von dem Wissen, das sie haben. Zu keiner Zeit fühlte ich mich in einer unsicheren Situation.

Und obwohl unsere Zeit im Geburtshaus so kurz war, fühle ich mich bis heute mit diesem Ort verbunden. Gebären ist für mich kein medizinischer Vorgang. Es ist ein Wunder und folgt gleichzeitig einer archaischen Kraft. Und ich bin froh, dass es einen Ort wie das Geburtshaus in Münster gibt, an dem diese Kraft walten kann. Immer mit dem Wissen, dass die Hebammen die Kompetenz haben, einschätzen zu können, wann ein Arzt, wann ein Krankenhaus gebraucht wird. Niemals wird ein Risiko eingegangen.

Sicherlich wissen mittlerweile die meisten Menschen, dass Geburtsräume wie das Geburtshaus in Münster bedroht sind, weil es beispielsweise wenig Hebammen gibt, die bereit sind so viel Zeit, Versicherungskosten und Abrufbarkeit für ihren Beruf aufzubringen. Außerdem bin ich der Meinung, dass dies auch nicht sein sollte. Jeder Beruf und jeder Berufung soll und muss mit einem Privatleben vereinbar sein können. Und daher berührt es mich besonders, dass es diese Hebammen gibt, die es Frauen ermöglichen wollen ihre Kinder in einer natürlichen Umgebung gebären zu können. Danke dafür!

Abschließend möchte ich alle Frauen darin bestärken, sich auf den Kosmos Geburtshaus einzulassen. Habt keine Angst! Die Hebammen sind die wahren Experten, was Geburt betrifft.

Anna mit Lovis und Volker, Lilith und Paula