Dieser Bericht umfasst meine Erfahrungen im Geburtshaus im letzten Jahr, denn ich habe eigentlich fast alles im Geburtshaus gemacht, was rund um die Geburt eines Kindes so anfällt – von Geburtsvorbereitungskurs und Vorsorgeterminen während der Schwangerschaft über die Geburt selbst, die Nachsorge bis zu den Rückbildungs- und Kanga-Trainingskursen und dem Besuch des Elterncafés.
Dabei hatte ich erst gar nicht vor, im Geburtshaus zu entbinden. Ich hatte mich vor meiner Schwangerschaft nicht wirklich intensiv mit Alternativen zur Geburt im Krankenhaus befasst und hatte insgeheim wohl die Befürchtung, dass eine Geburt im Geburtshaus oder auch eine Hausgeburt riskanter seien, als eine Geburt im Krankenhaus. Mein Mann fand die Vorstellung, ins Geburtshaus zu gehen, aber interessant, und da ich es vor lauter Freude und Aufregung über die Schwangerschaft versäumt hatte, mich frühzeitiger zu kümmern, entschieden wir uns dazu, das Geburtshaus und die Hebammen erst beim Tag der offenen Tür im Dezember 2018 kennen zu lernen. Ich erinnere mich noch gut an das Gespräch mit Bea. Wir hatten sofort ein gutes Gefühl und auch das Gefühl, hier eine kompetente Begleitung bekommen zu können. Schon kurz darauf meldeten wir uns im Geburtshaus an.
Die Vorsorgetermine habe ich zu Beginn noch größtenteils bei der Gynäkologin wahrgenommen. Irgendwie schien es immer einen (medizinischen) Grund zu geben, warum ich bald wiederkommen sollte. Spätestens im letzten Schwangerschaftsdrittel war ich dann zu den Vorsorgen aber hauptsächlich im Geburtshaus und lernte in den Vorsorgeterminen alle Hebammen kennen. Als ich mir wegen vorzeitiger Wehentätigkeit oder dem Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes wirklich einmal Sorgen machte, habe ich mich durch die Vorsorgeuntersuchungen im Geburtshaus immer gestärkt gefühlt. Ich hatte den Eindruck, dass meine Schwangerschaft hier immer als etwas Normales und gesundes angesehen wurde (was sie auch war – letztlich hatte ich keine Schwangerschaftsdiabetes und meine Tochter wurde eine Woche nach dem errechneten Termin geboren). Gefallen hat mir auch, dass hier die notwendige Vorsorge stattfand, man sich darüber hinaus aber auch Zeit für ausführliche Gespräche genommen hat. Auch als mein errechneter Entbindungstermin verstrichen war und ich langsam nervös wurde und mich fragte, wann es denn nun mit der Geburt losgehen würde, war ich nach jedem Termin im Geburtshaus wieder beruhigt. Den Vorbereitungskurs haben wir bei Miriam gemacht, und dieser hat meinem Mann und mir gut gefallen und uns weitere Sicherheit gegeben.
Schließlich ging es dann doch los mit der Geburt. Ich hatte in den Tagen davor abends schon immer wieder stärkere Vorwehen und war deswegen sogar schon einmal im Geburtshaus gewesen, was sich jedoch als falscher Alarm herausstellte. Als mein Mann und ich an diesem Abend essen gehen wollten, wurden die Wehen in relativ kurzer Zeit so stark, dass ich mir nun ganz sicher war, dass es wirklich losging. Wir gingen also direkt wieder nach Hause und mein Mann rief Bea an. Innerhalb einer Viertelstunde konnten wir im Geburtshaus sein. Dort nahm uns zunächst Miriam in Empfang. Sie hatte schon den rosa Raum vorbereitet, den ich mir vorher als Geburtsraum ausgesucht hatte. Miriam und Bea, die inzwischen auch angekommen war, gaben mit Tipps, wie ich die Wehen gut veratmen konnte, und die ersten Stunden verbrachte ich auf dem Pezziball. Während dieser ersten Zeit hielten sich Bea und Miriam in einem der Nebenzimmer auf und versuchten selbst, noch etwas zu schlafen, waren aber für uns ansprechbar. Außerdem war noch eine Hebammenschülerin im Geburtshaus anwesend, die ich auch schon in den Vorsorgeuntersuchungen kennen gelernt hatte. Gegen Mitternacht platzte meine Fruchtblase. Zufällig kam auch gerade Bea in den Raum, um nach uns zu sehen, sodass sie mich direkt untersuchen konnte. Bea und Miriam rieten uns, uns noch mal etwas hinzulegen, und zu versuchen, zu schlafen und uns noch etwas zu erholen. Das war für mich aber kaum vorstellbar, da jeder Positionswechsel die Wehen verstärkte. Irgendwann haben wir es dann aber doch versucht, und für eine gute Stunde gelang es mir tatsächlich, zwischen den Wehen etwas einzunicken, wobei die Pausen nie viel länger als zwei Minuten dauerten. Irgendwann waren die Wehen dann aber so stark, mit gefühlt überhaupt keinen Pausen mehr, dass ich dachte, es nicht mehr aushalten zu können. Miriam schlug mir vor, in die Badewanne zu gehen, was ich dann auch tat. In der Badewanne wurden zumindest die Pausen zwischen den Wehen wieder erträglicher. Ich sagte Miriam, dass ich aber das Gefühl hatte, dass die Presswehen eingesetzt hatten. Bea, die mich ja schon einige Stunden zuvor auch untersucht hatte, sagte mir, dass der Muttermund fast vollständig eröffnet war. In dieser Phase haben mir wieder die Hinweise und Tipps der beiden geholfen. Sie haben mir außerdem gut zugeredet und meine Hand gehalten, während mein Mann meinen Kopf stützte. Das hat mich sehr unterstützt. Bea und Miriam sagten mir, dass man das Köpfchen meiner Tochter schon fühlen könne, und nach einiger Zeit habe ich mich getraut, selbst nachzufühlen, was letztlich sehr motivierend war. Ich bin dann noch mal zum Gebärhocker gewechselt, weil Miriam und Bea mir sagten, dass ich auf Grund meiner Größe eventuell Schwierigkeiten bekäme, um in dieser Phase der Geburt in der Wanne richtig mitschieben zu können. Auf dem Gebärhocker hat es dann nur noch kurze Zeit gedauert und nach fünf Presswehen war unsere Tochter gegen 4:45 Uhr geboren. Sie hat einmal kurz und laut geschrien und wurde mir dann direkt gegeben. Die Hebammen haben uns zum Bett gebracht, wo wir uns erst einmal ausruhen und kennen lernen konnten. Miriam hat uns in die Decken eingepackt. Draußen ging die Sonne auf. Schön war, dass wir zwischen den immer mal kurzen Blicken durch die Hebammen erst einmal zwei Stunden für uns allein mit unserer kleinen Tochter hatten. In dieser Zeit habe ich sie das erste Mal gestillt, wobei wir um Unterstützung baten, und wir konnten in Ruhe frühstücken. Erst nach diesen Stunden wurden unsere Tochter und ich dann richtig untersucht. Anschließend zogen wir noch für ein paar Stunden und ein wenig Schlaf ins Familienzimmer um. Wir bekamen eine Decke zum Einwickeln der kleinen Tochter geschenkt, bekamen Hilfe beim ersten Anziehen des Babys und wurden sogar noch mit nach Hause begleitet.
Später am selben Tag war Miriam noch einmal zur ersten Nachsorge bei uns und war auch in den folgenden Tagen und Wochen unsere Nachsorgehebamme. Auch die Hebammenschülerin war noch bei ein paar Nachsorgeterminen dabei. Für uns war es schön, in dieser doch sehr intimen ersten Zeit mit unserer kleinen Tochter durch zwei Frauen begleitet zu werden, die uns schon aus der Zeit der Schwangerschaft und auch durch die Geburt vertraut und bekannt waren. Für mich sind die Schwangerschaft und die Geburt sowie die erste Zeit nach der Geburt sehr positive Erfahrungen. Ich schätze mich glücklich, eine Geburt erlebt zu haben, an die ich wirklich sehr gerne zurückdenke und die für mich eine starke Kompetenzerfahrung war.
Ich würde mich immer wieder für eine außerklinische Geburt entscheiden, wenn medizinisch nichts dagegen spricht. Das Geburtshaus in Münster ist für mich der passende Ort mit der perfekten Begleitung dafür.
Martina