Das Geburtshaus sprach mich schon am offenen Sonntag persönlich an. Die Werte und Einstellungen zum Thema Geburt passten sehr gut zu meinen eigenen, sodass ich mich direkt wohl, geborgen und vor allem sicher fühlte. Es fühlte sich gut und richtig an, dort zu gebären. Wir beschlossen also kurzerhand uns anzumelden und hatten daraufhin die ersten Informations- und Einzelgespräche mit den Hebammen. Wir wurden freundlich und warmherzig aufgenommen, gut informiert und man nahm sich viel Zeit für uns, um alle Fragen zu beantworten und Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen. Der Kontakt bestärkte mich in dem Wunsch unser Kind dort zu bekommen. Ich vertraute den Hebammen und ihrem Vorgehen vollkommen und wusste, dass dort auch bei möglichen Komplikationen kompetente Vorschläge in meinem Sinne gemacht würden. Dieses Vertrauen stärkte sich weiter, da die Hebammen sehr um einen regelmäßigen Austausch bemüht waren, um uns vor der Geburt kennenzulernen und uns wichtige Informationen für die Geburt und die Zeit danach an die Hand zu geben. So konnte ich angstfrei und gelassen, aber voller positiver Spannung der Geburt entgegensehen. Meine einzige Sorge war, dass das Kind sich nicht rechtzeitig auf den Weg machen könnte und daher eine natürliche Geburt im Geburtshaus eventuell nicht möglich sein würde. Verunsichernden und skeptischen Stimmen in meiner Umgebung, was die Geburt im Geburtshaus betraf, versuchte ich aus dem Weg zu gehen, um meine innere sichere Einstellung nicht ins Wanken zu bringen und ganz in meinem eigenen Gefühl und Eindruck zu bleiben. Ich war voller Erwartungen und fühlte mich bereit.
Als es im März 2020, einige Tage nach dem ET, soweit war und ich bereits einige Zeit alle 4 bis 5 Minuten Wehen hatte, begaben wir uns auf den Weg ins Geburtshaus. Leider war mein Muttermund noch kaum geöffnet und ich zunächst etwas gefrustet als uns empfohlen wurde wieder nach Hause zu fahren. Dieser Rat stellte sich als passend heraus, da wir letztlich noch ca. 10 „ruhige“ Stunden, in denen ich zwar regelmäßige Wehen hatte, aber die Zeit dazwischen noch zuhause zu essen und mich für die Geburt auszuruhen konnte. Dann entschied ich irgendwann in der Nacht, dass wir wieder losfahren sollten. Wir wurden von der Hebamme bereits erwartet und dieses Mal hatte der Muttermund zum Glück deutliche Fortschritte gemacht. Wir blieben im Geburtshaus und machten es uns gemütlich. Wir bestimmten selbst die Positionen und Plätze. Uns wurden zwischendurch Vorschläge für Veränderungen gemacht. Wir konnten alles mitentscheiden und fühlten uns dadurch sehr frei. Nach einigen Stunden Wehentätigkeit und einem Blasensprung begann die „Austreibungsphase“, in der ich mehrere Positionswechsel hatte, ermutigendes Zureden erfahren habe und den Kopf des Kindes bereits ertasten konnte. Was fehlte waren Wehen die stark genug waren, um das Kind heraus zu bringen. Alle gemeinsam wägten wir ab, ob die Gabe eines Wehenmittels im Krankenhaus notwendig sei. Das Fruchtwasser war etwas grünlich, aber die Herztöne welche regelmäßig kontrolliert wurden, waren gut. Nachdem deutlicher wurde, dass die Wehentätigkeit nicht wieder stark genug werden würde, begleitet mich eine der zwei anwesenden Hebammen kurzerhand in ihrem Auto ins Krankenhaus. Zwischendurch hatte ich noch Wehen im Flur, vor dem Geburtshaus und im Auto. Ich fragte mich wie ich im Auto sitzen könne, wo doch der Kopf des Kindes schon für mich tastbar war, doch es ging. Im Krankenhaus brachte ich dann wenig später unter der Gabe eines Oxytocintropfes, genauso wie es die Geburtshaushebamme eingeschätzt hatte unsere gesunde Tochter zur Welt. Im Nachhinein bin ich sehr froh der Geburt so lange ihren natürlichen Lauf gegeben und die wohlige Atmosphäre des Geburtshauses genossen zu haben. Letztlich war ich aber auch sehr erleichtert als nach gut 28 Stunden Wehentätigkeit unsere Tochter endlich in unseren Armen lag und die Anstrengung der vergangenen Stunden vergessen war. Wir wurden entlassen und noch am selben Abend durch die Hebamme des Geburtshauses zuhause besucht. Auch in den folgenden Wochen wurden wir regelmäßig durch eine Hebamme des Geburtshauses zuhause begleitet und konnten Themen der Geburt Revue passieren lassen, wie auch alle Fragen rund um Kind, Stillen und Wochenbett stellen. Was für ein Glück wir doch hatten, den für uns passenden Weg gefunden zu haben!
Danke liebes Geburtshausteam für diese tolle Begleitung, die Geduld, die Souveränität und die Kompetenz.
Ich hoffe, dass ich bei der nächsten Geburt auch die Stunden danach im Geburtshaus kennenlernen und erleben darf.
Mama und Papa von Similia